Er: „Ich bestell‘ Pizza. Willst du auch was?“
Sie: „Nein.“
Er: „Okay.“
Sie: „…oder doch?!“
Er: „Was denn nun?“
Sie: „Ich weiß nicht.“
Er: „Du weißt nicht, ob du was willst?“
Sie: „Nein.“
Er: „Hast du Hunger?“
Sie: „Keine Ahnung, irgendwie schon.“
Er: „Was heißt ‚irgendwie’…?“
Sie: „Das heißt, dass ich mir nicht sicher bin.“
Er: „Wenn ich Hunger hab, dann merk ich das.“
Sie: „Vielleicht hab ich ja nachher Hunger.“
Er: „Also bestell‘ ich dir was.“
Sie: „Und wenn ich später doch nichts mehr will…?“
Er: „Dann isst du es halt nicht.“
Sie: „Das ist doch Verschwendung.“
Er: „Dann heb’s dir eben für morgen auf.“
Sie: „Und wenn ich morgen gar keinen Appetit auf Pizza habe?
Er: „Pizza kann man immer essen.“
Sie: „Ich nicht.“
Er: „Dann such dir was anderes aus.“
Sie: „Ich will aber gar nichts anderes.“
Er: „Also doch Pizza.“
Sie: „Nein.“
Er: „Also gar nichts.“
Sie: „Doch.“
Er: „Du machst mich verrückt.“
Sie: „Warum bestellst du dir nicht schon mal was…?“
Er: „Wie du meinst…“
Sie: „Aber nimm die Pizza mit Schinken.“
Er: „Ich mag aber gar keinen Schinken.“
Sie: „Ich schon.“
Er: „Ich dachte ich sollte MIR was bestellen…?!“
Sie: „Sollst du ja auch.“
Er: „Und warum dann Schinken…?“
Sie: „Falls ich Hunger kriege, wenn dein Essen da ist.“
Er: „Und?“
Sie: „Glaubst du, ich will was essen, was mir nicht schmeckt?“
Er: „Wieso du?“
Sie: „Wieso nicht?“
Er: „Moment… ich soll also MIR was bestellen, das DU dann essen kannst, falls du eventuell doch Hunger bekommen solltest…?!“
Sie: „Genau.“
Er: „Und was bitte soll ICH dann essen?“
Sie: „Na, vielleicht hab ich ja nachher gar keinen Hunger…“
Anmerkung: Das Landgericht Frankfurt sprach IHN vom Vorwurf des Totschlages im Affekt frei und erkannte Notwehr an.
Andere Interpretation:
Eine Frau hat immer klare Prinzipien. Sie weiß, was sie will und sie weiß, was sie nicht will. Manchmal kann sich das sogar überschneiden.
Also gut, stell dir vor, du hast dich endlich entschieden, was du essen möchtest. Schon der Prozess des Entscheidens war ja eine kleine Odyssee, irgendwo zwischen der ewigen Speisekarte, dem Pizzadienst und der Frage, ob man noch im Kühlschrank Reste findet, die eigentlich keiner mehr essen möchte. Aber das ist Nebensache. Du hast Hunger. Also bestellst du.
Und dann sitzt du da, deine Freundin sitzt neben dir, und du fragst – rein aus Höflichkeit, fast schon aus einem instinktiven Reflex heraus – „Möchtest du auch was?“ Und sie sagt, und das mit Überzeugung, „Nein, ich bin nicht hungrig.“
Das hört sich gut an, denkst du. Eine klare Aussage. Klares Nein, keine Verhandlungen. Alles ist bestens.
30 Minuten später ist das Essen da. Endlich. Dein Magen grummelt schon die Hymne der Verzweiflung. Also legst du los, bereit, jede Faser dieses Essens zu genießen. Doch kaum hast du die erste Gabel in der Hand, fällt ein Schatten über dein Teller. Ihr Schatten. Aus dem Augenwinkel siehst du, wie ihr Blick abschweift, zielgenau, wie ein pfeilscharfer Laserstrahl, auf deine Portion.
Und da geht es los.
„Kann ich mal probieren?“ heißt es dann. Und „Probieren“ ist ein Wort, das harmlos klingt, aber im Grunde genommen einen kompletten Verlust deiner kulinarischen Freiheit bedeutet. „Probieren“ ist hier ein Synonym für „Ich esse jetzt einen nicht verhandelbaren Anteil deines Essens.“
Also gut, du bist ja großzügig, nett, ein Gentleman. Sie nimmt einen Bissen. Aber dabei bleibt es ja nicht. Zwei Minuten später fragt sie nichts mehr, nein, die Hände greifen einfach zu, mit der Sicherheit eines routinierten Diebes, der weiß, dass die Wache gerade einen Moment nicht hinguckt. Jetzt isst sie von deinem Teller. Offensiv. Es wird nicht mehr gefragt, es wird einfach genommen. Die Pommes? Kaum noch da. Das Schnitzel? Bedrohlich geschrumpft.
Irgendwann liegst du da, kläglich mit deinem letzten Pommesstummel, und sie sagt: „Ach, hättest du mir doch auch was bestellt!“
Aber, meine Damen und Herren, das hab ich doch gefragt! Sie wollte nichts. Manchmal frag ich mich, ob das eine geheimnisvolle, alte Tradition ist, die seit Jahrhunderten weitergegeben wird, eine Art stilles Ritual der Beziehungspflege, wo „Nein, ich will nichts“ eigentlich heißt „Ja, ich will die Hälfte davon, und zwar unauffällig.“