Es ist ein Ringen mit dem eigenen Körper, ein Kampf gegen das Verlangen. Ein Teenager sitzt auf einer Bank, neben ihm sein Religionslehrer. Er habe gesündigt, sagt der Junge. Er fühle sich schuldig.
Der junge Mann hat nichts verbrochen, niemandem Schaden zugefügt. {ein sog. »Opferloses Verbrechen«} Sein Vergehen, das er dem Religionslehrer mit zittriger Stimme beichtet, besteht darin, dass er sich selbst berührt hat. Der Teenager gehört – ebenso wie sein Lehrer – dem ultra-orthodoxen Judentum an. In dieser religiösen Strömung ist Masturbation eine Sünde, sind unkeusche Blicke und Gedanken ein kaum verzeihlicher Fehltritt. Doch was tun, wenn man erwachsen wird und der Körper plötzlich das Verbotene begehrt?
Die Szene entstammt einer Dokumentation, die derzeit in Israel eine Debatte befeuert. In “Sacred Sperm” begleitet die Kamera den ultra-orthodoxen Vater Ori Gruder, der seinen zehnjährigen Sohn über Sexualität aufklären will. Dafür spricht er zum Beispiel mit einer Wissenschaftlerin, einem Rabbi und einem gläubigen Juden, der bald heiraten und zum ersten Mal mit einer Frau schlafen soll. Der Filmemacher will wissen: Was genau ist im Judentum verboten? Was erlaubt? Und wie widersteht man der Versuchung? Dass er diese Fragen öffentlich stellt, bricht ein Tabu – und könnte die Welt der Religiösen prägen.
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