https://vimeo.com/70045939
http://www.arte.tv/guide/de/045498-000/nazis-im-bnd
Waren der Bundesnachrichtendienst (BND) und sein Vorläufer, die „Organisation Gehlen“ ein Hort ehemaliger Nazis? Arbeitete der Auslandsgeheimdienst der Bundesrepublik mit Männern zusammen, die an der Ermordung von Millionen von Menschen beteiligt waren? Was sagen die Akten des BND-Archivs über die Mitarbeit von SS-Angehörigen und Funktionären der Nazi-Partei?
Der Filmemacherin Christine Rütten ist es gelungen, einigen Netzwerken der „alten Kameraden“ im BND auf die Spur zu kommen. In monatelangen Recherchen setzte sie Decknamen und verschiedene Vorgänge miteinander in Beziehung und förderte interessante Details zutage.
Als im Jahr 2011 vier deutsche Historiker vom Bundesnachrichtendienst (BND) den Auftrag bekamen, die Geschichte der Behörde zu erforschen, sagte ihr damaliger Chef Ernst Uhrlau: „Wir öffnen ein Fass, von dem wir nicht wissen, was drin ist.“ Alois Brunner und Klaus Barbie waren die Schlüsselfiguren bei der Deportation und Ermordung der französischen Juden während des Zweiten Weltkrieges. Beide entzogen sich der Strafverfolgung und wurden von französischen Gerichten in Abwesenheit verurteilt. Beiden wurden gute Kontakte zum BND beziehungsweise zu seinem Vorgänger, der „Organisation Gehlen“, nachgesagt. Wenn nun das „Fass“ geöffnet würde – würden sich konkrete Beweise finden? Was verraten die Akten aus dem BND-Archiv über Rekrutierung und Einsatz von SS-Männern und NS-Funktionären?
Die Dokumentation schildert, wie Männer von SS und Gestapo den Geheimdienst in den ersten Jahren der Bundesrepublik prägten. Von 1946 bis 1968, das waren die Jahre, in denen Reinhard Gehlen, Hitlers Chefaufklärer Richtung Osten, den Geheimdienst im westlichen Nachkriegsdeutschland aufbaute und den „Dienst“ der jungen Bundesrepublik Deutschland führte. Er holte vor allem alte Kameraden aus der Abteilung „Fremde Heere Ost“ in den neuen Dienst. In den Akten findet die Filmemacherin Christine Rütten Belege dafür, wie auch in Nürnberg verurteilte, und später begnadigte Kriegsverbrecher alten Kameraden erstklassige Zeugnisse für den Dienst ausstellten.
Als Anfang der 60er Jahre die großen Prozesse um Adolf Eichmann in Jerusalem und in Frankfurt um die Wachmannschaften des Konzentrationslagers Auschwitz die Öffentlichkeit aufrüttelten, geriet auch das Personal des BND in die Kritik. Eine unfreiwillige Entnazifizierung aller hauptamtlichen Mitarbeiter der Behörde war die Folge. Hans-Henning Crome führte damals die Untersuchungen. Er schildert in dem Dokumentarfilm, wie bestürzt er war, als er die Lebensläufe seiner Kollegen überprüfte.
Für die Dokumentation sichtete Christine Rütten zahlreiche, zum Teil bislang nicht zugängliche Akten, und zeigt, wie sogar Massenmörder auf die Gehaltsliste des BND kamen und wie sie aus ihrem speziellen Wissen auch nach dem Krieg Kapital schlagen konnten. Am Ende aber muss sie sich immer noch die Frage stellen, ob der Bundesnachrichtendienst auch in Sachen Geschichtsaufarbeitung nach dem bewährten Geheimdienstmotto vorgeht: „Niemand soll mehr wissen, als er wissen muss“. Im Jahr 2016 wird die unabhängige Historikerkommission ihre Ergebnisse zu diesem Thema vorlegen.
Wie man sieht, hat man in Deutschland auch 2015 noch nichts gelernt. Die Stasi-Funktionäre sind auch noch unbehelligt und der BND agiert als Handlanger der NSA.
»Denke ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht.«
Und heute? Anders beschissen.
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2015/04/2015-04-23-bnd.html